Flexibles Arbeiten:
Der Einfluss persönlicher Kontakte auf die Produktivität
Mehr lesen
Auf einen Schlag war er weg, der Alltag – und mit ihm gemeinsame Pausen, Treffen an der Kaffeemaschine und die täglichen Rituale. In den Zeiten des Homeoffice bemerken wir die Auswirkungen besonders deutlich. Workplace Influencerin Katinka Magnussen erklärt, wie wir unsere Gewohnheiten in den digitalen Raum übertragen können.
In den meisten Ländern hat sich die Art und Weise wie wir arbeiten über Nacht völlig verändert. Nichts ist mehr so, wie es vorher war. Leider wird der Übergang zurück ins Büro aber nicht so schnell vonstattengehen, wie er gekommen ist.
Es ist inzwischen weithin anerkannt, dass Homeoffice „funktioniert“, sodass diese Frage im Jahr 2020 endlich geklärt ist. Allerdings hatte das Homeoffice schon immer eine Schattenseite. Viele Menschen konnten sich bis zu dem Zeitpunkt wo sie mussten, sicherlich nicht vorstellen und auch nicht wahrnehmen, wie anstrengend es sein kann, zu Hause zu arbeiten. Man bleibt oft tagelang drinnen, sitzt in beengten, kleinen Räumen, die zu einem provisorischen Büro umgebaut wurden und steht weniger oft auf, um sich zu bewegen.
Den wahren Wert unserer Kollegen schätzen lernen Eine der größten Herausforderungen des Homeoffice, die sich jetzt noch verstärkt, ist die Unfähigkeit, intensive, zwischenmenschliche Beziehungen zu pflegen. Seit dem Lockdown haben wir alle erkannt, wie sehr wir es schätzen, im Büro auf Menschen zu treffen und diese spontanen Momente zu erleben, die uns vorübergehend genommen wurden.
Auf der anderen Seite bietet uns die gegenwärtige Situation die Chance, den wahren Wert dieser Beziehungen herauszufinden.
Ein Beispiel: Eine Kollegin bereitet jeden Morgen Kaffee für das Team zu – etwas, das wir als klein und belanglos betrachten könnten. Aber nun merken wir plötzlich, wie sehr wir es vermissen. Diese vermeintlich kleine Geste bedeutet so viel mehr als nur Kaffee: sich um andere zu kümmern, für andere da zu sein und einen Moment innezuhalten.
Auch andere Rituale, wie beispielsweise zufällige Treffen an der Kaffeemaschine, sind verschwunden – und damit auch die kurzen und informellen Updates. Wie geht es meinen Kollegen? Sich nur per Video zu sehen, bedeutet auch, dass wir andere physische Hinweise verpassen. Es gibt keinen Blickkontakt und wir können nur einen Teil unseres Gegenübers sehen. Was passiert mit dem Unterkörper? Sind die Beine gekreuzt? Zappeln sie nervös herum? All dies können wir nur wirklich wahrnehmen, wenn wir uns von Angesicht zu Angesicht treffen und die Anwesenheit anderer Menschen spüren können. Das ist digital nur bedingt möglich.
All die Dinge und Situationen, mit denen wir uns im neuen Alltag auseinandersetzen müssen, können dazu führen, dass wir uns auf unseren inneren Kreis konzentrieren. Die Menschen, mit denen wir zusammenleben oder die uns wirklich nahestehen – unsere Familie und Freunde. Das bedeutet, dass wir einen Teil des Unterstützungssystems, das wir im Büro haben, auf andere Lebensbereiche verlagern.
Die Kaffeepause in den digitalen Tag integrieren Was können wir also tun? Wir müssen neue (digitale) Räume schaffen. Als Beispiel: Wir haben bei Blackboat eine digitale Kaffeepause eingeführt. Jeden Nachmittag halten wir eine Videokonferenz ab, bei der jeder, der möchte, an einer digitalen, aber bewussten Pause teilnehmen kann.
Auch unsere Meetings mussten digital stattfinden. Das hat gut funktioniert, aber es hatte trotzdem eine andere Qualität. Deshalb bin ich mir sicher, dass es in unserem Arbeitsleben immer einen Platz für das Büro geben wird. Wir brauchen die persönliche Interaktion – zumindest von Zeit zu Zeit.
Deshalb bin ich sehr dankbar, dass unsere Kollegin uns allen ein „Corona Survival Kit“ mit ihrem Lieblingskaffee geschickt hat. So können wir das Gefühl der Gemeinschaft auch zu Hause erleben.
Je digitaler die Welt wird, desto höher ist das Bedürfnis nach Gemütlichkeit, Spiritualität und Verbundenheit mit den Menschen. Angesichts der aktuellen Unsicherheit müssen wir uns vor allem auf unser Inneres konzentrieren. Das bedeutet, dass wir weiterhin Räume für Begegnungen und Rituale schaffen müssen, auch wenn wir nicht in der Lage sind, uns von Angesicht zu Angesicht zu treffen.
Ähnliche Artikel